Gerd Franke
Sprecher des Fachbeirates der
Bauförderung Landwirtschaft e.V
Mit dem BauBrief 52 „Kälber- und Jungviehhaltung –
Aufzucht und Mast" stellt die Bauförderung Landwirt-
schaft (BFL) den derzeitigen Stand des Wissens und der
Technik in der Jungviehnachzucht und -mast vor. Bedingt durch
das Auslaufen der Milchquote wird sich der Wettbewerb der Be-
triebszweige Milchviehhaltung und Färsenaufzucht verstärken.
Erfolgreiche Betriebe streben ein Erstkalbealter von ca. 24 Mo-
naten an. Das setzt jedoch optimale Haltungsbedingungen und
Aufzuchtverfahren der Tiere voraus. Aus betriebs- und arbeitswirt-
schaftlichen Gründen, aber auch hinsichtlich der zur Verfügung
stehenden Futterflächen, verlagern immer mehr Wachstumsbe-
triebe die Färsenaufzucht in spezialisierte Partnerbetriebe. Für die
Aufzucht in einem Partnerbetrieb ist es jedoch für beide Seiten
besonders wichtig, klare rechtliche und verfahrenstechnische Re-
gelungen zu treffen, um das Gesamtergebnis optimal zu gestal-
ten. Bei den Haltungsverfahren dominieren in der Kälberaufzucht
die Gruppenhaltung in Iglus oder Außenklimaställen und bei der
Jungviehaufzucht die Haltung in Liegeboxensystemen ebenfalls in
Außenklimaställen.
Hinsichtlich der Rindermast kann festgestellt werden, dass auf-
grund der relativ stabilen Rindfleischpreise im vergangenen Jahr
und der weltweit steigenden Nachfrage wieder mehr Investitionen
in Rindermastställe getätigt werden. Der Trend geht dabei zu spe-
zialisierten Mastbetrieben. Der Erfolg in der Rindermast ist insbe-
sondere von den Kriterien tägliche Zunahmen, Schlachtgewicht,
Rasse, Tierverluste, Bau- und Verfahrenskosten usw. abhängig.
Bei Stallneubauten für die Rindermast überwiegt die Gruppenhal-
tung auf Vollspaltenböden in Außenklimaställen. Bei besonderen
Vermarktungsbedingungen werden vereinzelt auch Tieflauf- oder
Tretmistställe errichtet.
Unter Beobachtung der globalen Markteinflüsse ist bei allen
Wachstumsschritten eine entsprechende Betriebskontrolle mit
Risikominimierung besonders wichtig. Ausschlaggebend für den
Betriebserfolg sind im Wesentlichen jedoch auch das unternehme-
rische Können und die soziale Komponente des Unternehmers.
In dem neuen BauBrief 52 werden alle wichtigen Themen bearbei-
tet, die sich mit einer erfolgreichen Jungrinderaufzucht und -mast
befassen. Anerkannte Fachleute aus der Offizialberatung, der
Wissenschaft und den Lehr- und Versuchsanstalten haben bei der
Bearbeitung der verschiedenen Themenkomplexe mitgewirkt. Die
Abstimmung der Inhalte, zu der sich die Autoren und die Redak-
tionsverantwortlichen trafen, erfolgte im Landwirtschaftszentrum
Eichhof. Die einzelnen Beiträge wurden während einer Arbeitssit-
zung diskutiert und aufeinander abgestimmt. Der Inhalt des neu-
en BauBriefes wurde anschließend von den anwesenden Experten
verabschiedet und kann als Beratungsempfehlung für den gesam-
ten deutschsprachigen Raum angesehen werden.
Schwerpunktmäßig werden in dem neuen BauBrief 52 die The-
men Markt- und Betriebswirtschaft, rechtliche Rahmenbedingun-
gen, Arbeitswirtschaft und Produktionsmanagement, Tierhygiene
und Tiergesundheit, Fütterungs- und Tränkesysteme, Haltungs-
verfahren, Stallbaukonzepte und Stallklima intensiv abgehandelt.
Ein wesentlicher Faktor ist dabei die Betrachtung der Baukosten,
die regional sehr unterschiedlich sein können. Sie können sich je-
doch auch durch zu aufwendige Bauweisen oder Umweltauflagen
erheblich verteuern. Im Hinblick auf die Entwicklungsfähigkeit
der Betriebe ist eine intensive Planung einer Maßnahme und eine
optimale Standortwahl besonders wichtig.
Sowohl für den Umbau in bestehenden Gebäuden als auch bei
Investitionen in neue Stallanlagen gibt der neue BauBrief 52 hilf-
reiche Tipps und Anregungen. Dabei ist vor allem an die Anwen-
dung durch Berater, Architekten, Planer, Genehmigungsbehör-
den, Bau- und Stalleinrichtungsfirmen und insbesondere durch
Landwirte gedacht. Jedoch kann er auch einen wesentlichen Part
bei der Aus- und Fortbildung von Studenten und Schülern leis-
ten. Zusätzlich zu den baulichen Details werden Hinweise zu den
Kriterien Auswahl des Standortes, Erstellung von Betriebskonzep-
ten, Rentabilität der Verfahren, Immissionsschutz und zur Tier-
gesundheit gegeben. Des Weiteren werden Grundrisse von Stall-
anlagen dargestellt und die Baukostensituation für verschiedene
Verfahren betrachtet.
Allen Kolleginnen und Kollegen, die an der Erarbeitung des neuen
BauBriefes beteiligt waren, möchte ich an dieser Stelle für die enga-
gierte, konstruktive und stets sachliche Zusammenarbeit danken.
Ich hoffe, dass dieses aktuelle Fachbuch hinsichtlich der Kälber-
aufzucht, Jungrinderhaltung und -mast Hilfestellung leisten und
viele Fragen beantworten kann. Vor Umsetzung einer Maßnahme
ist es jedoch besonders wichtig, intensive betriebswirtschaftliche
Analysen zu erstellen und eine qualifizierte baufachliche bzw.
verfahrenstechnische Beratung in Anspruch zu nehmen, um zu
gewährleisten, dass das Vorhaben auch nachhaltig erfolgreich ist.
Im Anhang des BauBriefs 52 finden Sie Anschriften, Telefonver-
zeichnisse, E-Mail-Adressen und Hinweise auf Internetauftritte
von offiziellen Beratungseinrichtungen, die in Ihrer Region tätig
sind, z. B. Landwirtschaftskammern, Landesanstalten, Lehr- und
Versuchsanstalten, Landwirtschaftszentren, Siedlungsgesellschaf-
ten u. a. Des Weiteren sind auch die Kontaktadressen von Verbän-
den, Firmen und Organisationen aufgeführt, die Ihnen als Mitglie-
der der Bauförderung Landwirtschaft bei der Durchführung Ihrer
Maßnahmen gerne beratend zur Seite stehen.
Insbesondere den Landwirten wünschen wir, dass sich der Bau-
Brief bei der Umsetzung ihrer Maßnahmen als eine wesentliche
Hilfe darstellt und wertvolle Anregungen und Entscheidungshilfen
bietet.