Ein Rückblick des Ehrenvorsitzenden Prof. Dr. Joachim Piotrowski anlässlich des 50-jährigen Gründungsjubiläums
Seit 1958 - zunächst als Bauförderung Echem (BFE) gegründet - erfüllt die Bauförderung Landwirtschaft ihrer Satzung folgend die Aufgaben zweckmäßiges Bauen und Einrichten von Wohn- und Wirtschaftsgebäuden in der Land- und Forstwirtschaft, im Garten- und Weinbau und in den Sonderzweigen der Landwirtschaft zu fördern und die Haltungsbedingungen der Nutztiere zu optimieren.
Als Väter der Bauförderung gelten der damalige Leiter der Lehr- und Versuchsanstalt für Tierhaltung der Landwirtschaftskammer Hannover in Echem Ldw. Dir. Günter Carl, Prof. Dr.-Ing. Erich Kulke, damaliger Leiter der Bauabteilung der LWK-Hannover und Prof. Dr. agr. Albrecht Köstlin, der Leiter des Instituts für landw. Bauforschung (ILB) der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft Braunschweig (FAL) - bis zu seinem plötzlichen Tod 1970 auch der erste Vorstandsvorsitzende der Bauförderung Echem.
Prof. Dr. Joachim Piotrowski erinnert an die tragischen Umstände seines plötzlichen Todes: Prof. Köstlin befand sich auf dem Weg zur BFL-Vorstandssitzung. Auf dem Bahnhof Braunschweig erlitt er einen Herzinfarkt. Obwohl Prof. Köstlin nach seinem Herzinfarkt noch lebte wurde er unglücklicherweise zunächst für tot gehalten, als der Irrtum entdeckt wurde war es für eine Rettung bereits zu spät. Derweil warteten in Echem die Vorstandskollegen vergeblich auf das Eintreffen ihres Vorsitzenden.
Schon damals sollte - zur Wahrung des Gleichgewichts zwischen den tragenden Säulen der BF-Echem, die aus der Offizialberatung, der Wirtschaft und Wissenschaft bestanden - der Vorsitzende möglichst nicht aus dem Bereich der Kammern oder der Wirtschaft, sondern vielmehr aus dem "neutralen" Wissenschaftsbereich kommen. Das ILB genoss, als damals einzig bundesweit agierendes Institut, welches sich schwerpunktmäßig mit Fragen der landw. Bauforschung befasste, uneingeschränkte Kompetenz und Anerkennung. Der Zusammenschluss der Wirtschaft und der Offizialberatung in der BF-Echem war für die damalige Zeit ein einmaliger und bedeutender Schritt mit weitreichenden Auswirkungen in die Zukunft. Für die LWK's und die entsprechenden staatl. Einrichtungen in den übrigen Bundesländern war die Beratung bis dahin "Hoheitsaufgabe"! Dies war historisch so gewachsen und wurde u. a. aus der "Doppelfunktion, sowohl die öffentlichen Anliegen wie Ernährungssicherung, später Arbeits-, Tier- und Umweltschutz wie auch die privatwirtschaftlichen Interessen der Landwirtschaft gleichermaßen im Auge zu haben, zugleich aber auch über Förderungen mit zu befinden.
Das nach der Währungsreform einsetzende sog. Wirtschaftswunder, die damit verbundene Landflucht der Landarbeiter und die damit folglich in kurzer Zeit zu realisierende Motorisierung und Technisierung erforderte vielfach grundlegende bauliche Maßnahmen bis hin zur Aussiedlung und Althofsanierung. Die dafür nötigen Investitionsentscheidungen erreichten allzu häufig ein bis dahin völlig unbekanntes Ausmaß. Mangels betriebswirtschaftlich relevanter Buchführung war die Gefahr von existenzbedrohenden Fehlinvestitionen sehr hoch. So wurde die Mitwirkung einer neutralen Beratung bei praktisch allen staatlichen Förderungen verbindlich vorgeschrieben. In diesem Prozess stand die Offizialberatung der Beratung aus Industrie- bzw. Wirtschaft vielfach reserviert gegenüber. Das oftmals hervorragende Spezialwissen der Industrie und Wirtschaft wurde jedoch von den Offizialberatern sehr geschätzt und gesucht - führte dies letztendlich zu weiterem Fortschritt.
Der Fachbeirat (FB) setzte sich ausschließlich aus Vertretern der Kammern zusammen, die neben Vertretern der Wissenschaft die Inhalte der Baubriefe "neutral" formulierten. Die Errichtung des Arbeitsausschuss Wirtschaft als in etwa adäquates Organ dieses Bereiches kostete dann auch sehr viel Mühe. Für die Gewährleistung eines bestmöglichen Informationsflusses, ohne die Unabhängigkeit zu Autoren zu untergraben, erfuhren die Vertreter der Wirtschaft frühzeitig die Namen der Baubrief-Autoren. Bis zur Gründung der BFL 1979 wurden die damaligen Geschäftsführer für diese Funktion durch die LWK-Hannover bestellt. Disziplinarisch unterstanden Sie dem Leiter der LVA Echem, später dem Abteilungsleiter des Bauabteilung der LWK-Hannover, fachlich hingegen dem Vorstand der BFL.
Seit Mitte der 70iger Jahre wurde im Vorstand, insbesondere auch von Herrn Dr. Hesselbarth und Herrn Dipl. Ing. Hendrich, unterdessen Chef der Bauabteilung der LWK Hannover, daran gearbeitet, die BF-Echem entsprechend der wachsenden bundesweiten Bedeutung zur BFL weiter zu entwickeln. Da sich neben den niedersächsischen Landwirtschaftskammern auch die übrigen LWK'n sowie auch süddeutsche Stellen wie z.B. Grub sich beteiligten bzw. beteiligten wollten, wurde 1979 eine entsprechende Satzung von dem ausserordentlich umsichtigen und hilfsbereiten Justitiar der LWK-Hannover Dr. R. Hessler ausgearbeitet und angenommen. Zugleich wurde der Sitz in das zentraler gelegene Hannover zur dortigen Kammer verlegt. Zeitweise wurde der damalige Geschäftsführer von einer Art geschäftsführenden Vorstand unterstützt, der aus dem Vorsitzenden Prof. Dr. Joachim Piotrowski, Dipl. Ing. Hendrich und Dr. Konrad Sieler (Letzterer von einem Baufachverband aus dem süddeutschen Raum) bestand. Inbesondere Dipl. Ing. Hendrich und Dr. Konrad Sieler haben in dieser Zeit Entscheidendes für die BFL geleistet. Nach dem Mauerfall und der Wiedervereinigung fanden die Aktivitäten der BFL in beachtlichem Umfang in den sog. Neuen Bundesländern eine hohe Beachtung und erfreuten sich einer sehr starken Nachfrage.
Zeitliche Entwicklungen
- 1958 Gründung der Bauförderung Echem (BF-E) unter Federführung der Landwirtsschaftskammer Hannover und Unternehmen der Baustoffindustrie
- 1979 Umbenennung in "Bauförderung Landwirtschaft" (BFL) - weitere Offizialberatungsinstitutionen beteiligen sich und die Aktivitäten werden bundesweit ausgedehnt
- 1998 Rechtsform des eingetragenen Vereins (BFL e.V.) mit Sitz in Hannover
Vorstandsvorsitzende der BF-E/BFL
1. Prof. Dr. agr. Albrecht Köstlin (1958-1970)
2. Prof. Dr.-Ing. Erich Kulke (1970-1973)
3. Prof. Dr. Joachim Piotrowski (1973-1990)
4. Dr. Wilhelm Zähres (1990-2003)
5. Dr. Wolfgang Haacker (2003-2006)
6. Prof. Dr. Wolfgang Büscher (2006-2011)
7. LLD Hans-Georg Hassenpflug (2011-2016)
8. Prof. Dr. Jörn Stumpenhausen (2016-dato)
Geschäftsführer der BFL
1. Dr. Klaus Breithaupt (1958- N.N.)
2. Dipl. Landw. Lankisch (N.N.)
3. Dr.-Ing. arch. Theo Damm (1968-1974)
4. Dr. Horst Pechert (1974-1992)
5. Dr. Norbert Gebbe (1992-1998)
6. Dr. Mathias Bichmann (1998-1999)
7. Dipl. Betriebsw. Manfred Hufnagel (1999-2007)
8. Dipl. Betriebsw. Hubert Lütke Laxen (2008-2018)
9. Dr. Dirk Hesse (2018-2022)
10. Dr. Horst Cielejewski (2022-dato)
Ein Beitrag des Bauernblatt/Landpost vom 10. März 1984 zeigt die bis dahin erfolgreiche Entwicklung der BFL, seinerzeit bereits durch 74 Mitglieder getragen. Bis heute wird die Arbeit erfolgreich fortgesetzt und die Aufgaben stetig weiterentwickelt. Mehr als 140 Mitglieder unterstützen die BFL und profitieren von gemeinsamen Handeln.