Dr. Cornelie Jäger: „Ankündigung höherer Tierhaltungsstandards verträgt sich nicht mit unrealistisch billigen Preisen“
„Dass Discounter, die Eier, Milch und Fleisch massenhaft zu besonders niedrigen Preisen handeln, verstärkt mit Tierwohl werben, halte ich für scheinheilig“, kritisierte die Landesbeauftragte für Tierschutz, Dr. Cornelie Jäger, am Mittwoch (21.10.) in Stuttgart eine Ankündigung des Discounters Lidl. Am Montag hatte Lidl angekündigt, signifikante Verbesserungen in der Tierhaltung voranzutreiben zu wollen. „Es wirkt wenig glaubwürdig, wenn Handelsriesen, die jahrelang ganz aktiv die Preisspirale für Lebensmittel nach unten geschraubt haben, jetzt auf gesellschaftliche Trends aufspringen, nur um ihr Image aufzupolieren. Denn die extrem niedrigen Preise, die Discounter an die Erzeuger zahlen müssen, um ihre Billigangebote für Kundinnen und Kunden realisieren zu können, sind eines der größten Hindernisse für mehr Tierwohl in den Ställen“, so Jäger. Mehr Tierschutz für Hühner, Schweine und Rinder verursache Kosten, die laut Jäger im Augenblick nahezu alleine von den Tierhaltern getragen werden müssten. Die Initiative Tierwohl der Lebensmittelunternehmen sei bestenfalls ein Tropfen auf den heißen Stein.
„Mit weiterhin unrealistisch niedrigen Preisen nehmen die Discounter den Tierhaltern den Spielraum, ihren Tieren mehr Platz, mehr Bewegung und mehr Beschäftigungsmöglichkeiten einzuräumen“, kritisierte Jäger. Von Tieren stammende Lebensmittel müssten endlich vom Handel mehr wertgeschätzt werden, was sich nicht zuletzt in höheren Preisen widerspiegeln müsse, von denen auch die Erzeuger profitieren.
Wenn man außerdem genauer hinsehe, dann enthalte die neueste Erklärung von Lidl eine Ansammlung von Selbstverständlichkeiten, die nichts mit tatsächlich und flächendeckend höheren Tierwohlstandards zu tun haben. „Erst wenn die Discounter angemessene Preise für Eier, Milchprodukte und Fleisch zahlen, darf man solchen Versprechungen glauben schenken,“ fasste die Landestierschutzbeauftragte ihre Kritik zusammen
Quelle: Pressemeldung des Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz (MLR) Baden-Württemberg
Anm. d. Red.: Gut das nun geklärt und öffentlich verkündet wird wer für die geringe Wertschätzung von hochwertigen Lebensmitteln in unserem Land verantwortlich ist - es ist der LEH mit seiner Billigpreispolitik, die insbesondere durch Dumpingaktionen der Discounter forciert wird!
Verwunderlich ist es allerdings, dass dies nun eine Tierschutzbeauftragte erkannt hat, die in der Vergangenheit häufig durch kritische Äußerungen zur konventionellen Tierhaltung aufgefallen ist.
In einem Punkt hat Sie jedoch untertrieben: Insbesondere die Tierhalter, die bei der Initiative Tierwohl nicht berücksichtigt wurden bzw. nicht teilnehmen können, tragen die Kosten für mehr Tierwohl im Stall über viel zu niedrige Erzeugerpreise!