(BLE). Seit 2017 werden in Deutschland keine Legehennen mit gekürztem Schnabel mehr eingestallt. Im Fachgespräch der Modell- und Demonstrationsbetriebe Tierschutz (MuD) Mitte April wurden die Erfahrungen und Strategien in den MuD einem breiten Publikum vorgestellt. Beispiel für einen gelungenen Wissenstransfer von der Forschung in die Praxis: Die Managementhilfe „MTool“.
Das Management in Legehennenaufzucht und -haltung ist durch den Kupierverzicht auch für konventionelle Halter anspruchsvoller geworden. Der Ansatz des MTools: Immer vom Tier ausgehend das Management beurteilen. Besonders wichtig ist die frühzeitige Erkennung von Problemen. Schon kleinere Veränderungen am Gefieder oder den Fußballen können auf Fehler im System hinweisen. Dafür muss man Hennen in die Hand nehmen und das Tier systematisch nach Auffälligkeiten absuchen. Wenn man beim ersten Blick in den Stall sieht, dass etwas nicht stimmt, ist es meist zu spät und die Herde kann nicht wieder stabilisiert werden.
„Das Auge des Herrn mästet das Vieh“
Ein „geschultes Auge“ brauchen Landwirte und Mitarbeiter im Stall. Die vielen Bilder in den Stallkarten und dem Basiswissen MTool sollen Praktikern helfen, den Tierzustand schneller und besser zu erkennen. Dafür sollten – je nach Herdengröße – rund 50 Tiere nach dem Schema untersucht und die Daten in eine Excel Tabellen eingetragen werden. Am PC werden einfache Summen eingegeben, sodass das Programm ausrechnet, wo eventuell Probleme im Stall vorhanden sind. Empfehlungen, welche Maßnahmen eingeleitet werden müssen, finden sich in den Unterlagen.
Wissenstransfer in die Praxis
Dr. Christiane Keppler, die seit 1994 dem Federpicken bei Jung- und Legehennen auf der Spur ist, hat das Material für Das MTool maßgeblich entwickelt. Hilfreich war dabei, dass sich über einen langen Zeitraum Projekte einander ergänzten und so die Entwicklung erst möglich machten. Seit 2014 führt sie ihre Arbeit in den MuD Tierschutz weiter. Als Beraterin betreute sie zunächst eine MuD-Beratungsinitiative, in der die Anwendung des MTools, das im ökologischen Landbau entstand, für konventionelle Betriebe weiterentwickelt wurde. Seit 2015 findet der Wissenstransfer in den MuD-Netzwerken statt.
Wie funktioniert das MTool?
Das MTool besteht aus verschiedenen Materialien. Jeder Tierhalter kann sich mehr oder weniger schnell in das System einarbeiten. Mit etwas Übung und Erfahrung lohnt sich der systematische Einsatz, der anfangs vielleicht sehr zeitaufwändig erscheint.
1. Handbuch BasisWissen
Hier wird anhand vieler Bilder erklärt, wie die Tierbeurteilung erfolgen muss. Außerdem bietet das Handbuch viele weitere Informationen, Erklärungen und Maßnahmenempfehlungen.
2. Stall- oder Beurteilungskarten
Die Bilder zu den verschiedenen Beurteilungsstufen erleichtern die Einteilung in die Noten 0, 1 oder 2.
3. Erfassungsbögen zum Ausdrucken und Ausfüllen
Mit den Bögen und den Beurteilungskarten kann der Tierbetreuer im Stall die Noten der rund 50 stichprobenartig ausgesuchten Tiere erfassen.
4. Excel-Tabellen für die Eingabe und Auswertung der erfassten Daten
Die Daten der im Stall ausgefüllten Bögen werden dann in Excel eingegeben. Zum Üben und Kennenlernen stehen Demo-Versionen zur Verfügung, in denen die Anwendung erklärt wird.
5. Erfasste Daten gleich in die App eingeben – das Zukunftsprojekt
Durch Berührung der den Noten zugeordneten Fotos können die Daten erfasst werden. Dadurch entfällt die Eingabe in die Excel-Dateien. Derzeit steht eine Beta-Version für Android-Geräte zur Verfügung. Die App wird weiter verbessert.
6. Schwachstellenanalyse für Berater und Bestandsbetreuer
7. Erklärvideo
In Kürze steht ein Erklärvideo auf www.mud-tierschutz.de zur Verfügung.
Handbuch und Stallkarten können als Printexemplare kostenlos bestellt oder als PDF-Dateien unter www.mud-tierschutz.de heruntergeladen werden. Die MTool-App ist über den Google-Playstore verfügbar.