• Holz-Bearbeiter warnen vor Flächenstilllegung
• Geplante Regierungsmaßnahmen nicht klimafreundlich
• Holzknappheit wird noch verschärft
Im Vorfeld des Waldbauerntages am 25.Oktober 2011 in Velmede haben mittelständische Holzbearbeitungsbetriebe aus dem Sauerland ihre Kritik an Flächenstilllegungs-Bestrebungen der Landesregierung für Nordrhein-Westfalen erneuert. Diese seien weder im Sinne des Klimaschutzes noch volkswirtschaftlich vertretbar. Aktuell diskutiert die NRW-Landesregierung, bis zu zehn Prozent des Landeswaldes stillzulegen.
Eine künstlich herbeigeführte Verknappung des Rohstoffes Holz durch ein Bewirtschaftungsverbot von Waldflächen gefährdet nicht nur die klimapolitischen Ziele der Landesregierung NRW, sondern ebenso die heimische Holzwirtschaft. Wald, Forstwirtschaft und weiterverarbeitende Betriebe sichern bereits heute rund 250 000 Arbeitsplätze, hauptsächlich im ländlichen Raum, so die sauerländischen Holzbearbeitungsbetriebe.
Die Team-Timber GmbH in Schmallenberg vermarktet Produkte und Leistungen heimischer Holzbearbeitungsbetriebe. Geschäftsführer Dr. Hubertus Weber sieht die geplanten Maßnahmen der Landesregierung kritisch: „Die ohnehin angespannte Versorgungssituation würde sich durch die geplanten Wildnisgebiete weiter verschärfen. Dauerhaft wird diese Maßnahme die wirtschaftliche Existenz der regionalen Holzwirtschaft gefährden.“
Auch aus klimaschutzpolitischen Gesichtspunkten handele die Landesregierung in diesem Fall verantwortungslos. Georg Feldmann Schütte, Privatwaldbesitzer in Oberkirchen: „Wer ernsthaft die Nutzung erneuerbarer Energien vorantreiben will, dem muss auch klar sein, dass der Bedarf an Holz, das ja ein nachwachsender Rohstoff ist, weiter zunehmen wird. Diesen steigenden Bedarf dann durch Holzimporte zu decken, vereitelt die Bemühungen um den Klimaschutz.“ Es sei sinnvoll, das Holz aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern als Baumaterial zu nutzen und damit das CO2 z. B. in Gebäuden und Möbeln zu binden. Verrottendes Holz in Wildnisgebieten setze dagegen CO2 frei und verringere damit die positive CO2-Bilanz des Waldes. Auch das Heizen mit Holz in Form von Brennholz oder Pellets senke den Einsatz von fossilen Brennstoffen und helfe auch somit, CO2 einzusparen, so Feldmann Schütte weiter.
Auch eine herausragende ökologische Bedeutung der Wildnisgebiete zur Steigerung und Stabilisierung der Biodiversität der Wälder zweifeln die mittelständischen Holzbearbeitungsbetriebe aus dem Sauerland an. Bereits heute sind zwei Drittel der Wälder einer Schutzkategorie zugeordnet (z.B. Naturschutzgebiet, FFH- und Vogelschutzgebiet), die dem Schutz und Erhalt der biologischen Vielfalt dienten. Hans-Georg Pieper, Geschäftsführer der Olsberger Pieper Holz GmbH: „Hier wird von der Landesregierung ohne Not ein forst- und naturschutzfachlich nicht vorhandener Konflikt zwischen Schutz und Nutzung geschürt. Dabei betreiben viele Waldbesitzer seit Jahrzehnten freiwillige Naturschutzleistungen, die auch in unserer Region zu ökologisch wertvollen Wäldern geführt haben.“ In Deutschland hat sich in den vergangenen 50 Jahren die Waldfläche erheblich ausgeweitet und die Holzvorräte in den Wäldern haben sich verdoppelt. Aktuell sind sie die höchsten in ganz Europa, wie der Deutsche Forstwirtschaftsrat verlauten ließ.
Auch wichtige gesellschaftspolitische Bedürfnisse wie Waldpädagogik und Umweltbildung werden durch die Ausweisung von Wildnisgebieten elementar beschnitten, da diese nicht mehr für solche Zwecke zu nutzen sind, ergänzt Dr. Hubertus Weber von der Team Timber GmbH.
Letzten Endes führe der von der Landesregierung verhängte Einschlagstopp zu einer geringeren Verfügbarkeit von Rundholz. In der Folge gefährde diese Politik die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der mittelständischen Holzindustrie. „Die Landesregierung hat in ihrem Koalitionsvertrag die Stärkung der kleinen und mittleren holzbearbeitenden Betriebe festgelegt. Wenn dieser Passus wirklich ernst gemeint ist, sollte die Politik die Stillegungspläne überdenken“, so Weber.
In Nordrhein-Westfalen gib es derzeit rund 915 900 Hektar Wald, der größtenteils forstwirtschaftlich genutzt wird. Mit rund 250 000 Beschäftigten und einem Jahresumsatz von mehr als 30 Milliarden Euro hat die Forst- und Holzwirtschaft eine hohe volkswirtschaftliche Bedeutung, vor allem im ländlich geprägten Sauerland.