Studie wiederlegt allgemeine Vorbehalte gegen "Gülleanlagen"
Erste Ergebnisse in der Landtechnik 5-2013 veröffentlicht
(BFL). Das EEG 2012 bietet für Biogas-Kleinanlagen mit 75 kW elektrischer Leistung, die mindestens 80 Masse-% Gülle als Substrat einsetzen, eine gesonderte Vergütungsklasse. Dies kann für tierhaltende Familienbetriebe der Einstieg in die Stromerzeugung darstellen. Viele Tierhalter haben trotz einer hohen Einspeisevergütung von anfangs 25 Cent/kWh noch große Vorbehalte da Gülle kein hohes Gaspotenzial besitzt und sehr große Güllemengen erforderlich sind, um Kleinanlagen wirtschaftlich betreiben zu können.
Allgemeinen wird kritisch gesehen das ein enormer Prozesswärmebedarf besteht, der eine Wärmegewinnung für externe Zwecke nicht zulässt und das der angenommene elektrische Wirkungsgrad nach gängiger Meinung nur bei 36 % liegt. Zum ohnehin hohen Arbeitspensum für die Tierhaltung kommt auch noch die Arbeitserledigung für das Betreiben der Biogas-Kleinanlage hinzu.
Im Rahmen eines von der FNR geförderten Forschungsprojektes „Untersuchungen zur Effektivität von Biogas-Kleinanlagen in Kombination mit der Milcherzeugung“ widerlegen erste Ergebnisse einer Studie am Institut für Landtechnik der Universität Bonn Vorbehalte gegen Biogas-Kleinanlagen. Untersucht wurde eine Biogas-Kleinanlage eines Milchviehbetriebes mit 140 Kühen + Nachzucht (220GV, durchschnittl. Milchleistung 8000 kg/Kuh/Jahr).
Die Datenerfassung der Studie erfolgt seit März 2013. Bei einem Gülleanteil von 94 % beträgt der durchschnittliche Methangehalt im Biogas ca. 52 %. Der monatliche Stromertrag beläuft sich auf 52 000 kWh. Die Anlage erreicht eine Auslastung von 96 % und eine thermische Leistung von 74 kW. Dies reichte, nach Abzug des internen Prozesswärmebedarfs, um unter Winterbedingungen mit einer konstanten Wärmeleistung von durchschnittlich 20 kW zwei Wohnhäuser auf dem Betriebsgelände zu beheizen.
Der elektrische Wirkungsgrad lag zu Beginn der Messungen bei 41 % und steigerte sich zur Jahresmitte auf 43 %. Aufaddiert arbeitet die Anlage mit einem mittleren thermischen Wirkungsgrad von 44 % pro Monat. Die Wirkungsgrade der betrachteten Biogas-Kleinanlage wurden durch Abgleich von Energie-Input und -Output ermittelt. Für die untersuchte Anlage ergibt sich ein Gesamtwirkungsgrad von 86 %, stellt die Studie fest. Der Betriebsleiter benötigt für die Betreuung der Anlage täglich nur ca. 30–45 Minuten, die sich nach seiner Aussage problemlos in den Arbeitsablauf seines laufenden Milchviehbetriebes integrieren läßt.
Die Studie kommt zu dem Fazit, das der Gesamtwirkungsgrad von durchschnittlich 86 % und eine BHKW-Auslastung von fast 100 % zeigen, dass die Kombination von Bioenergie und Milchviehbetrieb funktioniert. Einschränkend wird aber festgestellt, das der Input von Kofermenten betriebsindividuell betrachtet werden muss und die regional stark unterschiedlichen Beschaffungskosten für z. B. Mais die Wirtschaftlichkeit beeinflußen.
Der Originalbericht ist in der Landtechnik 5/2013 veröffenlicht worden und hier als PDF verfügbar.