(BFL). Wenn Färsen nach dem ersten Kalben in die Milchviehherde eingegliedert werden, bedeutet das für die jungen Kühe in erster Linie Stress. Sie stehen ganz hinten in der Rangordnung und bekommen es häufig überall zu spüren: beim Fressen, beim Tränken und sogar beim Liegen werden sie von Altkühen drangsaliert.
Das bestätigen auch Untersuchungen an der Lehr- und Versuchsanstalt Futterkamp, die die Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein veröffentlicht hat. In einem Fütterungsversuch der Futterkamper Milchviehherde wurde deutlich, dass die Färsen deutlich weniger fressen können als ältere Kühe. Sie erreichen ihre maximale Futteraufnahme nach der Kalbung erst später, und sie benötigen mehr Zeit für die Futteraufnahme, auch deshalb, weil sie häufiger die Fressposition wechseln als ältere Kühe. Als Hauptgrund für den häufigen Positionswechsel vermuten die Wissenschaftler, dass sie häufiger von den älteren und damit meistens auch ranghöheren Kühen ab- und weggedrängt werden.
Abhilfe schafft eine gesonderte Färsengruppe, in der alle Erstkalbskühe zusammen gehalten werden. Angelus und Jan Pape aus Granstedt bei Selsingen haben in ihrem neuen Boxenlaufstall rundherum gute Erfahrungen mit der Färsengruppe gemacht. In ihrem neuen Boxenlaufstall mit 200 Plätzen sind 50 Kuhplätze für die Färsen reserviert. "Die Färsengruppe hat sich gut bewährt, denn die jungen Tiere haben einen ganz anderen Biorhythmus als die älteren Kühe", haben Papes beobachtet. Die Färsen fressen öfter und zu anderen Zeiten als Kühe und bewegen sich mehr. In den Kuhgruppen herrscht auch mehr Ruhe, weil keine Rangkämpfe ausgetragen werden. Die Färsen können sich in aller Ruhe weiter entwickeln, denn das Wachstum ist mit der Geburt des ersten Kalbes noch nicht abgeschlossen.
Da kleinere und mittlere Betriebe kaum die Möglichkeit haben, eine separate Jungkuhgruppe einzurichten, empfiehlt die LWK Schleswig-Holstein die Bildung einer gemeinsamen Gruppe aus Jungkühen und frischmelkenden Altkühen als Alternative, da während der Frühlaktation die Rangkämpfe auch bei den älteren Tieren noch nicht so ausgeprägt sind wie in der zweiten Laktationshälfte. Durch eine räumliche Trennung vom Rest der Herde kann auch in kleinere Milchviehherden der Stress für die Färsen reduziert werden.
Weitere Informationen erhalten Sie unter http://www.lemmer-fullwood.de.