Im agri benchmark-Netzwerk durchleuchten Agrarökonomen die weltweiten Markt- und Produktionsentwicklungen für Rind- und Schaffleisch
(DLG.) Die Preise für Rindfleisch liegen derzeit in den meisten Regionen der Welt höher als vor der Wirtschaftskrise im Jahr 2010. Für Rindfleischproduzenten ist dies aber nur bedingt Grund zur Freude, denn auch die Futtermittelpreise sind gestiegen. Dies ist eines der Ergebnisse der 9. Jahreskonferenz des „agri benchmark Beef and Sheep Network“, an der vom 15. bis 22. Juni mehr als 35 Agrarökonomen aus allen fünf Kontinenten teilnahmen. Neben der Rindfleischproduktion wurde auch die kürzlich begonnene Analyse der Schaffleischproduktion vorgestellt.
Im agri benchmark-Netzwerk haben sich Agrarökonomen aus mehr als 20 Ländern zusammengefunden, um aktuelle Entwicklungen und zukünftige Trends der Rind- und Schaffleischfleischproduktion in einer globalen Betrachtungsweise zu analysieren und zu diskutieren. Die Experten des Netzwerks vergleichen jedes Jahr typische Betriebe ihrer Länder mit harmonisierten Methoden. Dadurch werden Unterschiede zwischen Ländern und Produktionssystemen deutlich, ihre Kosten und Wirtschaftlichkeit vergleichbar. Koordiniert wird das Projekt vom Institut für Betriebswirtschaft am Johann Heinrich von Thünen-Institut (vTI) und der DLG (Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft).
Produktionskosten divergieren weltweit stark
Ein Kernergebnis der diesjährigen Konferenz in Österreich war, dass 2010 die Rindfleischpreise in den meisten Regionen der Welt infolge gestiegener Nachfrage angezogen haben. Allerdings war auch ein Anstieg der Futtermittelpreise und –kosten in vergleichbaren Größenordnungen zu beobachten. In Kombination mit weiteren Faktoren wie Wechselkursbewegungen und Preisentwicklungen für Lebendvieh führte dies in vielen Ländern zu einer verbesserten Rentabilität. Die kräftigen Preissteigerungen bei Futtermitteln in der ersten Hälfte des Jahres dürften 2011 zu geringeren Gewinnen als in 2010 führen.
In einigen asiatischen Ländern und in Russland wächst die Kluft zwischen steigender Nachfrage und Angebot. Jüngste Zahlen deuten auf stark sinkende Rinderbestände und einen steigenden Importbedarf für Rindfleisch in China hin.
Rindfleischerzeuger in Südamerika produzieren weiterhin zu deutlich niedrigeren Kosten als in der EU. Der Unterschied zwischen Argentinien und Brasilien gegenüber Australien, Kanada und den USA ist jedoch praktisch verschwunden. Gründe sind steigende Land- und Lohnkosten sowie die Aufwertung der brasilianischen Währung gegenüber dem US-Dollar. Wechselkurschwankungen stellen zunehmende Herausforderungen für Länder mit hohen Exportanteilen wie Australien, Brasilien und Kanada dar.
Die in einigen Mitgliedstaaten wie Frankreich, Spanien, Italien und Österreich diskutierte Umwandlung der individuellen Betriebsprämien in einheitliche Flächenprämien ab 2014 wird sich negativ auf die Einkommen der Betriebe mit hohem Viehbesatz auswirken.
Standorte und Produktionsverfahren im Fokus
Ein Schwerpunkt der zukünftigen Arbeit im agri benchmark-Netzwerk wird die Frage darstellen, an welchen Standorten und in welchen Produktionsverfahren die Rindfleischproduktion in Zukunft stattfinden wird. Hohe Getreidepreise verdrängen weltweit Weidemast und Mutterkuhhaltung von ackerfähigen Standorten. Rindfleisch aus Getreidemast (Feedlots) konkurriert mit menschlichem Verzehr von Getreide. Rindfleisch, das auf extensivem Grünland erzeugt wird, ist mit hohen Treibhausgasemissionen belastet, die Frage nach dem möglichen Umfang von Kohlenstoffbindung auf Grünland aber noch weitgehend unklar. Der kombinierte Effekt beider Faktoren wird voraussichtlich zu einer Intensivierung der Mutterkuh- und Rindfleischproduktion auf Grünland und zu einer Ausdehnung der Feedlotmast führen.
Kontakt: Friederike Kaths (DLG), Tel. (069) 24788-317, E-Mail Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!