Termin / Ort: 27. - 29.08.2010 in Dortmund
Unter dem Motto: "Gesegnet sind Mensch und Tier!" wird vor allem die "Massentierhaltung" im Blickpunkt stehen. Ziel ist eine gemeinsame Erklärung von Menschen unterschiedlicher Religionen und Kulturen gegen jede Form der "Massentierhaltung".
Gemäß "Änderungsprotokoll zum Europäischen Übereinkommen zum Schutz in landwirtschaftlichen Tierhaltungen" sind unter "Massentierhaltung" alle Tierhaltungsmethoden zu verstehen, bei denen Tiere unter solchen Bedingungen oder auf solchem Produktionsniveau gehalten werden, dass ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden von häufigen Kontrollen durch den Menschen abhängen! Unabhängig von der Tierzahl, aber abhängig von der Bestandsdichte. Damit lehnen sich die Haltungsexperten sehr eng an die physikalische Definition für Dichte an, wobei hier das (Tier-)Gewicht je Fläche und nicht Volumen gemeint ist.
Aussagen zum Tierschutz lassen sich von dieser Definition nicht ableiten und sie ist auf alle Tierhaltungsformen anwendbar.
Grundsätzlich gelten für alle Tiere die gesetzlichen Vorgaben zum Tierschutz unabhängig von der Betriebsgröße.
Auch der ökologische Landbau setzt sich z.B. in der Zeitschrift "Ökologie & Landbau" (Ausgabe 1/2010, S. 12 - 34) mit diesem Zusammenhang auseinander. Dort heißt es in dem Beitrag "Wird bio konventionell?"
Zitate1):
"Viele Konsumenten erwarten immer noch, dass Bioprodukte von idealtypischen regionalen Kleinbauern stammen. Die Wirklichkeit sieht aber anders aus." Und das sei auch gut so: Die "Vergrößerung der Betriebe ist aus ökonomischer Sicht grundsätzlich vorteilhaft." Denn das führe zu einer "besseren Auslastung der Produktionsfaktoren", sie erlaube den "Einsatz größerer und modernerer Maschinen und Verfahren".
Ein schönes Beispiel für ökonomische Zusammenhänge liefert ein australischer Biohof. Er "verfügt über 6,5 Millionen Hektar Fläche und ist damit 1,6-mal so groß wie die Schweiz." Als Bioproduzenten arbeiten dort 300.000 Rinder. Die Bio-Kontrollen werden "per Flugzeug und Helikopter durchgeführt".
Diese ökonomischen Sachzwänge haben letztendlich auch dazu beigetragen, dass in Europa das EU-Biosiegel auch solche landwirtschaftlichen Betriebe erhalten können, die nur Teilbereiche ihres Betriebes nach der EU-Bio-Richtlinie bewirtschaften. Natürlich nur für die biologisch erzeugten Produkte.
Der NDR-Film "Glückliches Biotier?" scheut sich nicht, ökonomische Zwänge anzusprechen und bestätigt die Aussage von Renate Künast (Landwirtschaftsministerin von 2001 bis 2005): Tierschutz hat nichts mit der Betriebsgröße zu tun.
Treffender Weise kommt der Film zu dem Ergebnis: "Das Wohlbefinden der Tiere steht und fällt mit dem Landwirt, der sie betreut!"
Interessant erscheint auch eine Studie des Instituts für Handelsforschung (IFH), Köln, die die Moralvorstellungen und das Einkaufsverhalten der Verbraucher untersucht hat: Große Kluft zwischen Moralvorstellung und Einkaufverhalten
Einen Überblick zur Entwicklung des Schweinebestandes in der Europäischen Union hat das Europäische Amt für Statistik veröffentlicht.
Entwicklung der Bestandsgrößen in Europa
1) Quelle: EU.L.E.N-Spiegel, Nr. 5-6/2009, Seite 35
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